Schreibkick: Vorfreude auf Sommergenüsse

Vorfreude auf Sommergenüsse

Unerwarteterweise war es Ende April schon sehr warm. Sie war schon mehrmals baden, teilweise war das Wasser schon fast zu warm für diese Zeit. So warm wie im Hochsommer.

Froh ging sie barfuß durch die Wiese, spürte die einzelnen Grashalme, die ihre Fußsohlen kitzelten,  verband sich mit der Erdenergie und genoß es.

Am letzten April Tag feierte sie Beltane, die Walpurgisnacht.

Dabei erinnerte sie sich an eine Geschichte, die sie vor Jahren schrieb, genau zu diesem Thema.

 

 

Feehaube  Kogelsteine         5.5.2014

 

Ritual Tanz

 

Sie saß eng an die beeindruckende Steinformation geschmiegt, und hing ihren Gedanken nach.

Ihr nachdenklicher Blick schweifte über die augenfreundliche Landschaft ringsum.

Weinstöcke, grüne und braune Felder, und gelb leuchtende Rapsfelder wechselten sich ab.

Auf einem Feld zog ein Traktor seine Runden. Beschaulich verrichtete er seine Arbeit.

Eine Kirchenglocke drang an ihr Ohr, leise und ruhig, nicht so laut und aufwühlend, Macht hörbar gemacht, wie in ihrem Heimatort, die sie des öfteren weckte.

„Kuckuck, Kuckuck“ und anderes Vogelgezwitscher vereinte sich zu einer wohlklingenden Symphonie.

Loslassen und träumen.

Sie fühle, sie war nun in der Walpurgisnacht hier. Es war dunkel, vor ihrem inneren Auge erschien das Licht von vielen Kerzen und Fackeln, die sich rund um die Steinformation befanden und ihren Schein verbreiteten.

Meditative Trommelklänge waren zu hören, Menschen tanzten im Kreis, erst langsam, dann immer schneller.

Plötzlich war sie mitten drin, sie wiegte sich im Takt und ließ sich von den Klängen mitreißen.

Die Trommelklänge, die ihr Ohr erreichten, wurden immer schneller, und wie ihr schien, auch lauter und aufpeitschender.

Die tanzenden Menschen kamen einander immer näher und näher. Erst berührten sie sich nur sachte und wie zufällig, dann immer mehr und fester. Ganz eng spürte sie einen Körper an ihrem.

Einen harten, männlichen Körper.

Wunderbar schmiegte er sich an ihren weichen, weiblichen Körper.

Begehrlich rieb er sich an ihr, das war ihr sehr willkommen, sie wußte, er würde das Brennen in ihr stillen und löschen.

Einander aufreizend tanzten sie eng umschlungen weiter, einige Schritte zur Seite, aus den Augenwinkeln wahrnehmend, daß andere Paare es ihnen gleichtaten.

Ein Gebüsch nahm sie auf.

Sie sanken in die weiche Wiese, sie wollten sich spüren, sich nah sein, eins sein.

Die Lust und Leidenschaft umhüllten sie.

Voller Begierde nahm sie ihn in sich auf, er erfüllte sie ganz und gar.

Sie spielten das ewige Spiel, das Spiel der Liebe und Leidenschaft.

Mit diesem Fruchtbarkeitsritual übertrugen sie ihre Fruchtbarkeit auf die Erde, deren Früchte sie ernährte.

In ihrer Ekstase waren sie weit davon entfernt, daran zu denken.

Näher und näher trieben sie zu ihrem Ziel.

Die Schleier hoben sich, ihr Bewußtsein weitete sich, sie erfühlten bisher unbekannte Welten, wurden Teil davon.

Immer weiter wurden sie in die Spirale gezogen, bis sie im Zentrum ankamen und sich die aufgestaute Begierde explosiv  auflöste. Glückseligkeit erfüllte sie. Eng aneinandergeschmiegt lagen sie lange und genossen die Nachwehen der Sinnlichkeit.

Es war getan, die Ernte für dieses Jahr war gesichert.

© Eva Schnepf 2014

 

 

Erinnerung, Phantasie, Erlebtes, Erdachtes, Ersonnenes – wer weiß es schon genau?

 

Auf jeden Fall paßt es sehr gut zu Vorfreude auf Sommergenüsse 🙂

 

© Eva Maria Schnepf – Lebinger 2018

      

Mein Beitrag zum Schreibkick – Projekt von Sabrina Fessler.

 

Weitere Schreiberinnen:

Nicole

Rina

Sabrina

Veronika

 

Das Thema für den 1.6.2018 ist ~

11 Gedanken zu “Schreibkick: Vorfreude auf Sommergenüsse

  1. Beeindruckend, sinnlich und ich denke schon, dass es auch so gewesen sein könnte. Damals hat man ja viel mehr auf Mutter Erde geachtet – und warum nicht die neue Fruchtbare Phase mit der, de menschlichen vereinen…

  2. Ein wunderschöner, sinnlicher Text, sehr schön zu lesen.
    Über den letzten Satz musste ich schmunzeln. Nach der ganzen sinnlichen, leidenschaftlichen Erfahrung das trockene, nüchterne: „Es war getan, die Ernte für dieses Jahr war gesichert.“ 😀 Gefällt mir!

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